Mit über 200’000 Einwohnern ist Puerto Montt überraschend gross. Unerwartet dicht ist der Verkehr, und folglich ist das Parken in der Innenstadt nicht eben einfach, umso mehr weil wir normalerweise nicht in Parkhäuser reinpassen.
Im Jumbo machen wir Grosseinkauf, denn südlich von Puerto Montt beginnt mit der Carretera Austral sozusagen das Outback von Chile, und es gibt, ausser in Coyhaique, nicht mehr viel einzukaufen.
Jumbo ist europäisch angehaucht — im Gegensatz zu Líder, der zum amerikanischen Wallmart-Konzern gehört —, und südlich von Santiago ist Chile stark von deutschen Einwanderern geprägt, sodass wir bei Jumbo viele vertraute Produkte antreffen. Pasteurisierte Milch suchen wir aber auch hier vergebens: Chile lebt von UHT-Milch und Milchpulver.
Nach einem einfachen aber sehr guten Lunch (4’000 chilenische Pesos, knapp CHF 6, inkl. Getränk) geben wir einen grossen Sack Wäsche in einer lavandería ab und können diese ab 19 Uhr wieder abholen (1’000 CLP pro Kilo gewaschen, getrocknet, gefaltet). Das passt gerade gut, denn um 21:10 kommt unser Freund Beat am Flughafen von Puerto Montt an, den wir bei unserer Ankunft bereits ausgespäht und im Navigationssystem markiert haben. Weitere Einkäufe und der Besuch beim Coiffeur füllen den Nachmittag. Die Coiffeuse freut sich, dass sie zur Abwechslung Fremde bedienen darf, die spanisch verstehen, und gibt uns viele nützliche Hintergrundinformationen über ihr Land.
Der Verkehr hat bereits stark nachgelassen, als wir uns zum zentrumsnahen Flughafen aufmachen, sodass noch Zeit für einen Imbiss bleiben sollte, bis Beat eintrifft. Wir wundern uns zwar ein wenig, dass die Zufahrt zum Flughafen nicht asphaltiert ist, aber hey, das ist der Wilde Westen von Chile. Als das Terminal — überraschend klein — so verlassen dasteht, kommen erste Zweifel auf. Ein freundlicher Chilene, der eher zufällig hier ist, klärt uns auf, dass LAN Chile nicht hier landet. Er deutet Jeannine vage die Richtung, während Oliver im Navigationssystem den richtigen Flughafen in der Nähe von Puerto Varas ausmacht. Das passt auch, denn wir haben für Beats erste Nacht ein Zimmer in einem Hostel in Puerto Varas gebucht, während wir im grünen Hinterhof im Fahrzeug schlafen können. Der Imbiss muss warten.
Die Fahrt dauert nur 15 Minuten, da wir dank der Anleitung («am Kreis rechts») das Flugfeld sofort erspähen. Doch, oh Schreck: das ist auch nur ein Flugplatz und kein Flughafen. Wir halten an und setzen, ganz in chilenischer Manier, den Warnblinker. Sofort eilt Hilfe herbei, «nein, der internationale Flughafen ist im Westen von Puerto Montt, etwa 30 km von hier».
Diesmal sind wir aber an die Richtigen geraten. Sie geben uns präzise Anweisungen inklusive einer Abkürzung über eine 14-km-Schotterstrasse, die uns fast direkt zum Flughafen El Tepual führen soll. Über SMS verständigen wir Beat, dass wir unterwegs sind, es aber bis 21:10 nicht nach El Tepual schaffen werden. Die Route ist perfekt, aber dort angekommen: kein Beat. Wir finden ihn erst fast 20 Minuten später am Lost-and-Found-Schalter: seine Reisetasche hat es nicht geschafft.
Am nächsten Morgen ruft Jeannine im Flughafen an. Aber kein Glück: eben hat ein zweitägiger Streik des Luftfahrtpersonals von LAN Chile begonnen; weiterverbinden kann die Señora nicht, denn in der Gepäckabfertigung arbeitet niemand. ¡Bienvenido a Chile!
Nützliches Vokabular
la lavendería — Wäscherei
buscar — suchen
equivocarse — sich irren
la llegada — Ankunft
perdido — verloren
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