Nachdem wir der Lava des Villarica-Vulkans nur knapp entgangen waren ;-), wollten wir wissen, wie es nach einem richtigen Vulkanausbruch aussieht.
Wir geben aber jetzt bereits Entwarnung: dies ist nicht noch ein Bericht, wie wir einen Vulkan besteigen (aber natürlich sind wir auch auf den Vulkan Lonquimay gekraxelt, der nicht wegen seiner Höhe etwas schwierig zu bezwingen ist —es sind nur 1000 Höhenmeter —, sondern weil er von relativ jungem Vulkanauswurf bedeckt ist, der einem das Drei-Schritte-vor-zwei-zurück-Prinzip sehr plastisch erleben lässt. Der Leser stelle sich vor, er versuche statt eine Treppe einen gleich steilen Haufen Blähtonkügelchen hochzugehen, wie man sie in Pflanzentöpfen verwendet. Hier waren nun Wanderstöcke überaus hilfreich, wenn nicht sogar notwendig — nur überprüfte diesmal niemand, dass wir solche mitführten).
Das Besondere am Lonquimay ist, dass sich am 25. Dezember 1988 an seiner Flanke, ungefähr 1000 Meter unterhalb des eigentlichen Kraters, ein Riss auftat, aus dem je länger je mehr Asche Richtung Stratosphäre schoss und Lava sich ins Tal ergoss. Am 28. Dezember war aus dem Auswurfmaterial bereits ein Vulkan von mehr als 50 Meter Höhe entstanden, gleich einem auf der Nase wachsenden Pickel, der zu Ehren des Ausbruchstags Crater Navidad KURSIV (Weihnacht) getauft wurde. Das folgende Youtube-Video zeigt Fernsehsequenzen aus jener Zeit (in Spanisch, die Tonqualität ist mässig, aber die Bilder sprechen für sich).
Der Ausbruch endete erst 14 Monate später, der neue Vulkan war mittlerweile 290 Meter hoch, der Kraterrand 700 Meter im Durchmesser. Über 2000 Leute waren evakuiert worden. Hunderte von Kühen und Schafen verendeten, von fluorhaltiger Asche vergiftet. Die weite Umgebung war mit Asche bedeckt. 14 Monate lang war Lava ins Tal geflossen und hat Hunderte Hektaren Wald zugedeckt. Das Lava-Feld ist über 10 Kilometer lang und bis zu 60 Meter dick.
Nach der Rückkehr vom Lonquimay-Hauptkrater — die Wanderung beginnt beim Parkplatz gleich neben dem Navidad-Krater —, fahren wir weiter der Sandpiste (es ist Vulkanasche) entlang. Auch fast 30 Jahre nach der Eruption ist der ultrafeine Staub noch omnipräsent und dringt durch alle Ritzen und Kleider. Schon bald sehen wir das Lavafeld aus der Nähe. Enorm, welche Energien sich bei einem Vulkanausbruch entladen. Chile hat ein knappes Dutzend Vulkane, die jederzeit ausbrechen können. Die Leute leben damit, genau wie mit den fast täglichen kleinen Erdbeben, von denen wir aber bisher noch nichts gespürt haben.
Einen sehr positiven Nebeneffekt hat die vulkanische Aktivität: über ganz Chile verteilt hat es Thermalbäder: vom warmen Bach über den einfachen Erdpool bis zum Design-Bad gibt es alles. Hier am nördlichen Rand der Seen-Region hat es Dutzende termas KURSIV, teilweise mit Camping kombiniert, oft auch abends geöffnet. Da lassen sich nach langen Wanderungen wunderbar die Muskeln entspannen.
Nützliches Vokabular
la terma — Thermalbad
la fumarola — Rauchfahne (Vulkan)
la ceniza – Asche
la arena – Sand
super schöne fotos (inkl. condor), gratulation!!
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Zuerst einen schönen Berg besteigen und dann in einer Therme abhängen, das ist das wahre Leben :-). Die Terma Geometrica mutet übrigens bei Schlechtwetter und Regen richtig mystisch an. Weiterhin viel Spass euch beiden!
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Einfach nur spannend was ihr da so erlebt; dafür würde ich gerne tauschen. Auch das Geländefahren würde mich reizen.
Ich freue mich auf weitere Infos von euch und auf eure wunderschönen Fotos. Weiterhin eine schöne Reisezeit !
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Salut Stefan, vielen Dank für Deine regelmässigen und interessanten Kommentare. Das motiviert uns zu neuen Einträgen 🙂
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